Samstag, 3. Februar 2007

Unsere Neue Freundin Pico

01.02.07

Hallo ihr Lieben

Also wir waren die ganze Woche über sehr fleißig im Mercy Home. Die Kinder kommen mittlerweile regelmäßig zu der Therapie, sie sind wie geplant in Gruppen unterteilt worden. Es gibt jetzt eine Morgen und eine Abend Gruppe.
Jetzt müssen wir nur noch unsere großen Jungs etwas mehr motivieren. Sie haben oft keine Lust zu kommen und wollen lieber quatschen, lesen oder einfach nur ein bisschen abhängen. Ist auch wohl verständlich wir erinnern uns doch alle, wie das so war als wir 14,15 und 16 waren. Da hatten wir auch keine Lust auf Therapie oder so etwas und dann auch noch mit zwei so Mädels. Aber wir bleiben hart nackig, es gibt kein Null bock. Jeder muss zur Therapie, irgendwann werden sie es uns danken. Aber natürlich werden wir uns noch was einfallen lassen, das die Therapie auch für unsere etwas ältere Generation spaßig wird.
Mit unserem Therapeuten kommen wir mittlerweile auch ganz gut klar. Zu Beginn hatten wir leichte Kommunikationsschwierigkeiten, aber diese haben sich dann nach einer Woche schnell geklärt und jetzt klappt es immer besser. Er ist ein sehr junger Therapeut, der etwas selbstverliebt scheint. Da er wenn es irgendwie möglich ist in den Spiegel schaut und an sich rum hantiert. Und sein Handy liebt er auch über alles, er telefoniert ständig. Wir vermuten, dass er uns und den Kindern damit imponieren möchte.
In der ersten Woche wurden alle Vorschläge die von uns kamen, als nichtig abgetan. Das war etwas frustrierend für uns. Aber in der zweiten Woche, haben wir herausgefunden, dass wir Ihm unsere Vorschläge und Pläne nicht als unsere Idee verkaufen müssen sondern als seine Idee. Dann findet er seine / unsere Vorschläge ganz toll. Damit behalten wir die Übersicht über alles und wissen, dass unsere Ideen gut sind. Und wir können unsere vorher gestellten Lernziele verwirklichen ohne das wir unserem Therapeuten auf den Schlips treten. Also im Endeffekt sind alle glücklich und zu frieden.

Warum wir dieses Kapitel „Unsere neue Freundin Pico“ genannt haben, weil wir uns seit dieser Woche mit einem neuen / alten Kind angefreundet haben. Also Pico lebt schon länger hier war aber in unseren ersten Wochen nicht hier. Er war zu Hause und kam erst letztes Wochenende zurück.
Zu erst haben wir nicht verstanden warum Pico von den anderen Kids Nummer 9 genannt wird. Bis Brother Louis uns aufklärte, also man sagt hier zu Männern Nummer 9 wenn sie in einem falschen Körper geboren wurden. Zu Deutsch wenn sie Transvestiten sind.
Jetzt wurde uns einiges klar. Pico läuft immer rum wie ein Mädchen, er liebt es sich zu schminken und ist super tuckig aber total drollig dabei. Er trägt Saris und liebt die Mädels und wir glauben Jungs findet er zum anbeißen, zumindest schaut er ihnen so hinter her. Beim laufen wackelt er mit dem Hintern, dass kann keine Frau und einen Augenaufschlag unbeschreiblich. Wenn er redet, fuchtelt er mit seinen sehr gepflegt Händen und meist lackierten langen Nägeln herum und gestikuliert wild durch die Gegend. Er liebt es sich mit den anderen Jungs zu streiten. Er liebt es noch viel mehr sich mit den Teachern zu zoffen. Das artet manchmal ganz schön aus, so dass er von Ihnen, mit Recht, eine gelatscht bekommt. Aber im Algemeinen ist er eine super süße und liebvolle Tunte mit allem was dazu gehört. Demnächst werden wir Sie/ Ihn auch noch fotografieren dann gibt’s auch Bilder von unsere neuen Freundin.
Also das ist unsere erste neue Erfahrung hier in Indien. Sehr lustig und spannend zu sehen, dass in einem so extrem religiösem und gläubigen Land wie Indien Menschen wie Pico akzeptiert und auch geliebt werden. Hier im Mercy Home über nimmt er viele aufgaben, er wäscht die Wäsche für die kleineren Kids, putzt und räumt auf und er liebt es zu kochen. Also im Gossen und ganzen, das Perfekte Mädchen. Und wir haben Ihn schon jetzt in unser Herz geschlossen.

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